Der nachfolgende Artikel wurde mit freundlicher Empfehlung vom EUWID Wasser und Abwasser bereitgestellt

Müller: Nur geringe Erhöhung der Abwassergebühren wäre zur Folge

Das baden-württembergische Umweltministerium hat seine klare Position gegen den Einsatz von Klärschlamm als Düngemittel auf landwirtschaftlichen Flächen bestätigt. Klärschlamm sollte in Zukunft thermisch entsorgt werden, erklärte der baden-württembergische Umweltminister Ulrich Müller Ende vergangener Woche. Die Wissenschaft weise zunehmend neue Schadstoffe in den kommunalen Klärschlämmen nach, die negative Auswirkungen auf die Ökologie haben könnten. Solange hier Unsicherheit herrsche, sollte auf die Ausbringung verzichtet werden, sagte der Minister. Eine entsprechende Empfehlung gab auch das baden-württembergische Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum ab.

Für die thermische Entsorgung von Klärschlamm stünden verschiedene Techniken zur Wahl, wobei derzeit die Verbrennung in Kohlekraftwerken dominiere. Ein Wechsel zur thermischen Entsorgung führe allenfalls zu einer bescheidenen Verteuerung der Abwassergebühren, sagte Müller.

„Es ist unser ständiges Bestreben, Schadstoffe von unseren Gewässern fernzuhalten. Je besser uns dies gelingt, umso schlechter wird zwangsläufig die Klärschlammqualität. Wir sollten deshalb die mühsam dem Abwasser entzogenen Schadstoffe als Teil der Klärschlämme nicht wieder auf Äcker und Flure verteilen“, sagte der Minister. Die bodenbezogene Klärschlammverwertung berge hohe ökologische Risiken. Im Klärschlamm werden neben Schwermetallen zunehmend organische Schadstoffe – Arzneimittel, Kosmetika, Bestandteile von Wasch- und Reinigungsmitteln usw. – nachgewiesen, deren Auswirkungen auf den Boden noch ungeklärt sind, so der Minister.

In Baden-Württemberg fallen derzeit nach Angaben des Umweltministeriums bei 1.130 kommunalen Kläranlagen jährlich rund 330.000 Tonnen Klärschlämme an. Davon wurden im Jahr 2000 rund 100.000 thermisch entsorgt, rund 200.000 im Landschaftsbau oder in der Landwirtschaft verwertet und 30.000 Tonnen deponiert.

Die meisten Gemeinden in Baden-Württemberg könnten ihre entwässerten Schlämme ohne zusätzlichen Aufwand thermisch entsorgen lassen, heißt es seitens des Landesumweltministeriums. In diesen Fällen beliefen sich die Mehrkosten auf rund 65 Euro pro Tonne Klärschlamm bzw. für die Bürger auf rund 4 Cent pro Kubikmeter Abwasser. Einen nennenswert höheren organisatorischen und bautechnischen Aufwand müssten rund 340 Kläranlagen – von 1.130 landesweit – betreiben. Dies sind in erster Linie kleinere Kläranlagen, die ihre Klärschlämme überwiegend in nasser Form an die Landwirtschaft abgeben und deshalb vor einer thermischen Entsorgung ihren Schlamm entwässern müssten, heißt es weiter. Bei diesen Kläranlagen wäre durchschnittlich mit Mehrkosten von rund 220 Euro pro Tonne Klärschlamm bzw. von rund 12 Cent bis 17 Cent pro Kubikmeter Abwasser zu rechnen. Bei einer vollständigen thermischen Klärschlammentsorgung in Baden-Württemberg errechnen sich die landesweiten Mehraufwendungen den Angaben zufolge auf rund 16,5 Mio Euro pro Jahr.

„Die in Kläranlagen vorzunehmenden Investitionen, die dem Übergang zur thermischen Schlammentsorgung dienen, werden mit Fördermitteln der Wasserwirtschaft unterstützt. Das macht die Entscheidung für mehr Umweltschutz leichter“, erklärte Minister Müller.

Erschienen in der Zeitschrift euwid – Wasser-Abwasser 04 vom 19.02.2002

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