Definitionen ausgewählter Fachtermini
Die Definitionen sind eher für das Verständnis von Laien gedacht, als dass sie wissenschaftlichen Ansprüchen genügen sollen. Für den letzteren Fall wird auf Lehrbücher oder auf das technische Regelwerk verwiesen.
Abkürzungen oder Begriffe | Erklärungen / Definitionen |
---|---|
Abwasser | Durch Gebrauch verändert, abfließendes Wasser und jedes in die Kanalisation gelangendes Wasser. |
Abwasserabgabe | Direkter Kostenbestandteil der Abwassergebühr, welcher für das Einleiten von Schadstoffen in ein Gewässer zu zahlen ist, richtet sich nach den eingeleiteten Schadeinheiten des Abwassers. |
Belebtschlamm | aktive Biomasse, die schwebend in einer s. g. Belebtschlammkläranlage die biologische Reinigung übernimmt, mit Sauerstoff zu beatmen und mit Nährstoffen (Abwasserinhaltsstoffe) zu ernähren ist. |
Benutzungsgebühr | Gegenleistung für die tatsächliche Inanspruchnahme einer öffentlichen Einrichtung (z. B. Schmutzwasserbeseitigung) |
Betriebskosten | Kosten, die durch den Betrieb der Anlage entstehen. Ermittlung bei Anlagen der Abwasserbeseitigung in der Regel getrennt nach Kanalnetz und Kläranlage. Die Betriebskosten umfassen bei Kläranlagen die Abwasserabgabe, Personal-, Sach-, Energie-, Instandhaltungs-, Schlammentwässerungs- sowie Schlammentsorgungskosten. Beim Kanalnetz beinhalten sie Instandhaltungs-, Wartungs-, Inspektions- sowie Energiekosten. Die Betriebskosten enthalten anteilig auch Verwaltungs- und Geschäftsführungskosten. |
BSB5 | Biochemischer oder biologischer Sauerstoffbedarf innerhalb von 5 Tagen. Der BSB5 ist ein Maß für die Abwasserverschmutzung und wird mit Hilfe eines indirekten Verfahrens ermittelt. Gemessen wird die Atmungsleistung von Mikroorganismen, die biologisch verwertbare Abwasserinhaltsstoffe während der Untersuchungszeit von z. B. 5 Tagen „veratmen“ und dabei Sauerstoff verbrauchen. Es wird unter Laborbedingungen simuliert, welcher Sauerstoffverbrauch innerhalb von 5 Tagen im Gewässer bei Dunkelheit und bei 20°C entstehen würde. Die Verbrauch wird in mg O2/l angegeben. Ein niedriger BSB5 ist gleichbedeutend mit einer geringen Verschmutzung. Sauberes Bachwasser hat einen BSB5 von 2…5 mg O2/l, häusliches Abwasser weist etwa 300…500 mg BSB5/l auf, Gülle erreicht 20.000…30.000 mg BSB5/l und der BSB5 von Hühnerblut liegt schätzungsweise bei 200.000 mg/l. Ein BSB muss nicht schädlich sein. Manche Tiere im und am Gewässer benötigen als Futter Inhaltsstoffe, die einen BSB verursachen. |
Bürgermeisterkanäle | Bei Bürgermeisterkanälen handelt es sich – rechtlich weitgehend ungeklärt – um all die Entwässerungseinrichtungen, die meist zu DDR Zeiten außerhalb der Bilanz zentraler Abwasserentsorger (in Sachsen z. B. die WAB) entstanden sind, der Schutz- und/oder Niederschlagswasserableitung mehrerer Grundstücke dienen und aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte noch nicht im Anlagenverzeichnis des heute zuständigen Abwasserentsorgers geführt werden. M. Heuser |
CSB | Chemischer Sauerstoffbedarf. Korrekt: CSV = Chemischer Sauerstoffverbrauch, weil weder die Abwasserprobe noch die Gewässer einen Bedarf an CSV haben, wie analog zum BSB5 in der Regel falsch geurteilt wird. Etwas, dass im Gewässer keinen Bedarf, keine Reaktion bzw. keine Wirkung verursacht, kann auch nicht schädlich sein. |
Direkteinleiter | Einleiter, der nach einer eigenen Abwasserbehandlung direkt in einen Vorfluter (Gewässer) einleitet. |
EGW | Einwohnergleichwert (60 g BSB5/Ed). Der Einwohnergleichwert dient in erster Linie dem Vergleichen einer industriellen Abwasserfracht (z. B. Molkerei, Schlachthöfe,…) mit jener Abwasserfracht, die eine bestimmte Anzahl von Einwohner verursacht. Bezogen auf die CSB-Fracht verursacht ein Einwohner täglich 120 g CSB/Ed. Der EGW bezieht sich in der Regel auf die BSB5-Fracht, die ein Einwohner während eines ganzen Tages verursacht. Enthalten sind in dem EGW meist auch Lastanteile des Kleingewerbes! |
Erfahrungssatz | Technischer Erfahrungssatz: anerkanntes Beweismittel für die Lösung gerichtlicher Beweisbeschlüsse im Rahmen von Gerichtsgutachten. Meist nicht schriftlich niedergelegte technische Selbstverständlichkeit, z. B. Wasser fließt nicht bergauf. Erfahrungssätze haben vor Gericht den gleichen, wenn nicht sogar einen höheren Stellenwert als eine technische Regel (DIN oder ATV-DVWK-Regelwerk,…). |
Einwohnerwert (EW) | Anzahl der Einwohner (E) + EGW |
Fracht | Masse der mit dem Abwasser oder Stoffstrom abgeleiteten Stoffmengen. Die Angabe wird auf einen Zeitraum bezogen, wie z. B. kg/h, kg/d oder t/a oder auf ein Produktionsergebnis bezogen, z. B. kg BSB5/t Brühwurst. Die Fracht des jeweiligen Inhaltsstoffes wird über die Kombination der gemessenen Konzentration (z. B. mg/l; g/m³) mit der im Zeitraum der Ermittlung der Abwasserkonzentration angefallenen Abwassermenge (meist kann auch der Wasserverbrauch als Grundlage gewählt werden), z. B. m³/d, errechnet. Siehe auch den Begriff „Last“ |
Fremdwasser | unerwünschtes Regen- und Grundwasser in Abwasserleitungen |
GKL | Größenklasse einer Kläranlage |
Indirekteinleiter | Gewerbliches oder industrielles Unternehmen, dass nicht oder nur teilweise vorbehandeltes Abwasser einer kommunalen Kläranlage zuführt. |
Indirekteinleiterkataster | Datenbank zur Erfassung und Bewertung von fracht- und mengenrelevanten gewerblichen sowie industriellen Abwässern, die in eine kommunale Kläranlage einleiten. (Sie leiten indirekt über eine fremde Abwasseranlage in Gewässer ein.) |
Jahreskosten | allgemein gebräuchlich, Summe aus Betriebskosten und Kapitaldienst. Die Jahreskosten setzen sich also zusammen aus den jeweiligen Abschreibungen der Anlagenteile gemäß der veranschlagten Nutzungsdauer, dem durchschnittlichen kalkulatorischen Zins und den tatsächlichen Betriebskosten. |
Last | oder Abwasserlast, Produkt aus Abwasserkonzentration und der dazugehörigen Abwassermenge. Der Begriff ist nur dann korrekt, wenn der Lastbeweis vorliegt. Sonst Fracht. |
Lastbeweis | wahrscheinliche oder tatsächliche konkrete Schadwirkung durch hinreichende Dosis des betreffenden Stoffes. D.h. eine Fracht wird erst dann zur Last, wenn sie tatsächlich eine Schadwirkung hat. |
LAWA | Länderarbeitsgemeinschaft Wasser-Abwasser |
spezifische Fracht | Produkt aus Abwasserkonzentration und der dazugehörigen Abwassermenge dividiert z. B. durch die zugehörige Produktionseinheit (t oder kg …) bzw. Bezugsgröße (EGW) |
Mischwasser | setzt sich aus Regen- und Schmutzwasser zusammen |
Regenklärbecken | Absetzbecken mit Schwimmstoffrückhalt im Regenwasserkanalsystem |
Regenrückhaltebecken | Meist Speicherbecken im Regenwasserkanalsystem zur Vergleichmäßigung der Abflussspitzen und im Regenwasserkanal mit dem Ziel Erosionen im Gewässer zu vermeiden. |
Regenspeicherbecken | siehe Regenrückhaltebecken |
Regenüberlaufbecken | Becken im Mischwasserkanalsystem, mit dem im Regenfall der Schmutzstoß aufgefangen, zeitverzögert und gedrosselt zur Kläranlage weitergeleitet wird. Außerdem wird eine meist größere Teilmenge verdünnten Mischwassers im Regenfall in den Vorfluter geleitet. (RÜB, Sammelbegriff) |
Regenüberlauf | größere Teilmenge von verdünntem Mischwasser, die im Regenfall in den Vorfluter geleitet wird, auch als Einrichtung bekannt (RÜ) |
Regenwasser | Niederschlagswasser, das gemeinsam (Mischkanalisation) oder getrennt (Trennkanalisation) vom häuslichen Schmutzwasser abgeleitet wird und größtenteils eine gesonderte Behandlung erfordert. |
Schadstoff | Stoff, hier im Abwasser, der bei einem konkreten Organismus durch eine konkrete Dosis eine schädliche Wirkung verursacht. Die wissenschaftliche Begrifflichkeit unterscheidet sich teilweise stark von jener des Gesetzgebers bis hin zu dem Fakt, dass Nutzstoffe fälschlich als Schadstoffe deklariert werden. So fehlt logisch gesehen dem CSB in aller Regel der Schadstoffbeweis und N sowie P sind primär keine Schadstoffe, sondern Nährstoffe. Ob sie schädlich wirken kommt auf die Situation an. |
Schlammindex | Eigenschaft des Belebtschlammes, Index Schlammvolumen – ISV (Maß für die Absetzeigenschaften eines Schlammes). Gibt an, welches Schlammvolumen einem Gramm Belebtschlammtrockenmasse (TM) zu zuordnen ist. Bei einem ISV von z.B. > 150 ml/gTM ist die Absetzeigenschaft schlecht. |
Schlammvolumen | Volumen, das der Belebtschlamm nach 30 Minuten Sedimentationszeit in einem 1000 ml – Standzylinder einnimmt. |
Schmutzfracht | siehe Fracht |
Schmutzwasser | Häusliches Schmutzwasser: Abwasser aus Haushaltungen, öffentlichen Gebäuden und Kleingewerbebetrieben, das in jedem Fall im öffentlichen Kanalnetz abgeleitet und in der öffentlichen Abwasserreinigungsanlagebehandelt werden kann. |
Trennbauwerk | Einrichtung, die im Regenfall den Abwasserzulauf in bemessene Teilströme gliedert, wobei in der Regel ein Teil zur Kläranlage und ein anderer Teil in den Vorfluter geleitet wird. Mitunter sind Speicherbecken in einem Teilstrom zwischengeschaltet. |
Trockenwetterabfluss | Summe aus Schmutzwasserabfluss und Fremdwasserabfluss |
Stand der Technik | Stand der Technik nach Wasserhaushaltsgesetz ist der Entwicklungsstand fortschrittlicher Verfahren, Einrichtungen oder Betriebsweisen, der die praktische Eignung einer Maßnahme zur Begrenzung von Emissionen in Luft, Wasser und Boden, zur Gewährleistung der Anlagensicherheit, zur Gewährleistung einer umweltverträglichen Abfallentsorgung oder sonst zur Vermeidung oder Verminderung von Auswirkungen auf die Umwelt zur Erreichung eines allgemein hohen Schutzniveaus für die Umwelt insgesamt gesichert erscheinen lässt. Siehe http://www.institut-halbach.de/2016/12/rechtsprechung-din-regel-stand-der-technik/ |
Überschussschlamm | Abfallprodukt im Ergebnis einer biologischen Reinigung in einer gesonderten Verfahrensstufe zu unterscheiden vom Vorklärschlamm. |
Vorklärschlamm | Abfallprodukt im Ergebnis eines Sedimentationsprozesses. Streng genommen kann weiter unterschieden werden, ob dieser Vorklärschlamm angefault oder ausgefault wird. Damit gibt es Unterschiede bei den Schlammmengen und Schlammqualitäten. |
P85 | P = Perzentil, Häufigkeitsangabe einer Summenhäufigkeitskurve. Z. B. bedeutet 500 mg BSB5 /l als P85, dass 85 % aller Messwerte – z. B. eines Jahres – kleiner oder gleich 500 mg BSB5 /l waren. |
Formelzeichen und Abkürzungen | Bedeutung |
a | Jahr |
a.a.R.d.T. | allgemein anerkannte Regeln der Technik Entwicklungsstand fortschrittlicher Verfahren, Einrichtungen und Betriebswesen, die als beste verfügbare Techniken zur Begrenzung von Emissionen praktisch geeignet sind. Verfahren, Einrichtungen usw. müssen fortschrittlich, technisch und wirtschaftlich durchführbar sein. Literatur: Arbeitsblätter im Regelwerk Abwasser/Abfall der Abwassertechnischen Vereinigung e. V. (ATV) und dem Verband kommunaler Städtereinigungsbetriebe (VKS), DIN-Vorschriften |
AbwAG | Abwasserabgabengesetz |
BKL | Bodenklasse |
BSB5 | Biologischer Sauerstoffbedarf in 5 Tagen |
BTS | Schlammbelastung |
CSB | Chemischer Sauerstoffbedarf |
d | Tag |
E | Einwohner |
EGW | Einwohnergleichwert (0,06 kg BSB5/Ed) |
EW | Einwohnerwert = E + EGW |
FM | Frischmasse (Trockenmasse + Wasser) |
GKL | Größenklasse einer Kläranlage |
Hman | manometrische Förderhöhe |
KA | Kläranlage |
KAG | Kommunalabgabengesetz |
KKA | Kleinkläranlage |
Ke | Energiekosten |
MS | mineralische Substanz |
N | Stickstoff |
Pges | Gesamtphosphorgehalt |
PK | Kupplungsleistung |
Q | Abwassermenge, Fördermenge |
Qd | Abwasseranfall eines Tages |
Qm | Mischwasserzufluss oder -abfluss |
Qs | Schmutzwasseranfall |
RKB | Regenklärbecken |
SBR | sog. Einbeckenkläranlage, bei der Belüftung und Abzug des gereinigten Abwassers intermittierend in demselben Becken erfolgt. Verfahren – SBR – in dem der Belebtschlamm zeitlich versetzt im Belebungsbecken sedimentiert. (SBR = sequencing batch reactor, also keine kontinuierliche Abwasserbehandlung in einem Becken, dem Reaktor, sondern Behandlung in Chargen, also in Produktionseinheiten und in Zeitabschnitten) |
SE | Schadeinheit |
t | Verlegetiefe |
TKN | Totaler Kjeldahl-Stickstoff-Gehalt |
TP | Pumpzeit |
TS | Trockensubstanz |
WHG | Wasserhaushaltsgesetz |
Hinterlasse einen Kommentar