Ja, gerne!?
„Ein Bericht des wissenschaftlichen Beirats, der die Bundesregierung in Klimafragen berät, sorgt für Aufruhr – manche sehen sogar die Demokratie in Gefahr.“ Siehe Artikel des FOCUS.
Wolfgang Wippermann:
Die sprechen sogar von der „internationalen Allianz von Pionieren des Wandels“. Und das erinnert mich an die faschistische oder kommunistische Internationale. Ob sie da hin wollen, weiß ich nicht. Aber die Sprache ist schon mal schrecklich und das macht mir Angst. Wer so spricht, der handelt auch. Das ist eine negative Utopie, eine Dystopie. Und wenn Utopisten am Werk sind, wird es immer gefährlich.
Nun, vor diesem Trend – der sich schon vergegenständlicht hat – wird schon seit Jahren von den verschiedensten Autoren gewarnt. Driessen, P.K., Öko-Imperialismus – Grüne Politik mit tödlichen Folgen (TvR Medienverlag 2006):
Die Debatten über gesellschaftliche Verantwortung, Beteiligung von Anspruchsgruppen, nachhaltige Entwicklung, Vorsorgeprinzip und sozial verantwortliches Investieren führten in zu vielen Fällen dazu, daß Wissenschaft und Logik durch interessengeleitete Strategien, politische Zweckmäßigkeit und eine neue Form von Tyrannei ersetzt wurden.
Im Kern ist momentan eine Art von anonymem Wirtschaftskrieg gegen das eigene Volk im Gange, der mit ideologischen Waffen – insbesondere mit den Geschützen des Vorsorgeprinzips und der Nachhaltigkeit – ausgetragen wird. Gezählt werden ausschließlich die neugeborenen Sieger – die vom Ökologismus geschaffenen neuen Arbeitsplätze. Die flächendeckend Dahinsiechenden und die Öko-Leichen werden ausgeblendet. Verbunden ist das Ganze mit einer gewaltigen Entwertung vielerlei bisher geschaffener Anlagen und einer Entwertung von manchem Privat- und Volksvermögen. Auch dieser Aspekt verleiht dem ganzen Gewusel einen kriegsähnlichen Charakter. Uns Deutschen geht es einfach zu gut. Und bevor sich der Deutsche überlegt, sein Geld zu sparen oder bevor man die Umsatzsteuer senken müsste, braucht man dringend Begründungen Deutschland nach dem II. Weltkrieg ein zweites Mal aufbauen zu müssen. Das sind neben Machterhalt die Hintergründe.
Vorsorgeprinzip und Nachhaltigkeit kommen listig getarnt mit dem Mantel des Guten daher. Tatsächlich wurden und werden diese Instrumente des Terrors und der Ökodiktatur zunehmend in Gesetzen verankert. Wie heißt es so schön: „Jedes Gesetz ist der Embryo des Terrors.“ Da weiß man, was nachhaltig auf die nächste Generation zukommt. Die zunehmende Macht der Vorsorgedoktrin erklärt sich auch aus der Vergreisung der deutschen Gesellschaft. Die Jugend ist nicht vorsorglich. Sie ist dynamisch und riskant. Nur auf diesen Eigenschaften beruht der Fortschritt. Ob am Ende das Vorsorgeprinzip der ängstlichen Alten aus der eigentlich tapferen Jugend nachhaltige kleine Idioten macht? So der Eindruck, wenn kritischer Literatur gefolgt wird.
Bolz, N. (Quelle: Der Gesinnungsterror der politisch Korrekten ist eine Feind-Erklärung: Er stellt jeden liberal Denkenden in seiner Existenz in Frage, Focusartikel von Bolz, N. Focus 37/210, S. 64-66.) charkterisiert den Zustand der deutschen Gesellschaft so:
Niemand wagt es, einem unabhängigen Gedankenzug zu folgen. Deshalb gibt es auch keine großen Denker mehr.
Wer zurückschaut, schärft seinen Blick für die Wertung der Vorgänge in der Gegenwart: Es ist nur „wenige“ Jahre her, als Menschen in Durchsetzung des Vorsorge- und Nachhaltigkeitsprinzips verbrannt wurden, denn die Hexenverbrennung war – auf den Punkt gebracht – nichts anderes als die Durchsetzung des Vorsorgeprinzips, durch besonders gute Menschen, die es mit den Hexen und den von den Hexen betroffenen Menschen nur besonders gut meinten. Erst vor wenigen Tagen – so scheint es – notierte Georg Christoph Lichtenberg (1.7.1742-24.2.1799):
Wir verbrennen zwar keine Hexen mehr, dafür aber jeden Brief, worin eine derbe Wahrheit gesagt wird.
Dem Buch von Gärtner, Edgar L., Öko-Nihilismus, Eine Kritik der Politischen Ökologie (TvR Medienverlag Jena, 2007) ist auf Seite 168 zu entnehmen:
„Die große Triebkraft der Völkerenentwicklung war niemals die Wahrheit, sondern der Irrtum„, schrieb der französische Arzt und Begründer der Massenpsychologie Gustave Le Bon 1895. „Die soziale Täuschung“, fährt Le Bon fort, „herrscht heute auf allen Ruinen, die die Vergangenheit auftürmte, und ihr gehört die Zukunft. Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“ (S. 78) Le Bons Abhandlung über die „Psychologie der Massen“ wirkt noch heute so aktuell, als wäre sie hundert Jahre später geschrieben worden. Sie erklärt, warum es in der politischen Praxis meist einzelne Querköpfe und nicht Massenbewegungen sind, die den gesunden Menschenverstand zur Geltung bringen.
Dabei war Le Bon, bei allem düsteren Sarkasmus, sogar noch verhältnismäßig optimistisch. Er konnte noch die Hoffnung hegen, aus der Entgleisung der Französischen Revolution unter der Terrorherrschaft Robespierres und dem mißglückten Versuch, von einem leitenden Zentrum aus eine Gesellschaft um den Preis von Tausenden und Abertausenden von Toten ausschließlich nach Prinzipien der „reinen Vernunft“ umzumodeln, sei etwas gelernt worden. Heute wissen wir es besser. Der im Gefolge des Sturms auf die Bastille in die Welt gesetzte Revolutionsmythos war überaus verführerisch und stellte die magere, wenn nicht gar desaströse Bilanz der Schreckensherrschaft Robespierres in den Schatten. So kam im 20. Jahrhundert alles noch viel schlimmer.“
Wo ist bei dem selten hohen Stand von Wissenschaft und Technik das Licht am Ende des Tunnels, mag man fragen?
Die leisen Töne machen die Musik!
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