Nach welchen grundsätzlichen Kriterien soll, kann oder darf man heute leidenschaftslos fachlich urteilen?
Varianten:
- Allgemein anerkannte Moralen
- Moralen einflussreicher Ideologien?
- Moral, die für das Geschäft ist?
- Moral, die gut für das beste Gewissen ist?
(Wer und was bestimmt ein bestes Gewissen?) - Nach bestem Wissen?
(Sofern das beste Wissen nicht im Widerspruch zu den verbindlichen Moralen steht
bzw. zu der Moral jener, die die Definitionsgewalt über jede Form menschlichen Zusammenlebens haben?)
Im Folgenden einige Zitate, mit deren Anregung der geneigte Leser sich seine eigenen Gedanken machen kann:
Inhaltsverzeichnis
1. Moral als Symptom des Niedergangs
„Die heutige Moral beschränkt sich aber keineswegs auf die Befindlichkeiten einzelner oder die Machenschaften der Politik und Bürokratie. Sie erschafft sich ganz neue Ideologien.
Die Idee des Ökologismus beispielsweise ist in sich eine einzige Umdeutung ehemals moralischer Prinzipien.
Über Jahrtausende war es die höchste Kulturleistung des Menschen, sich nicht wie jedes Tier an seine Umgebung anzupassen, sondern diese nach seinen Ansprüchen zu formen und zu verändern.
Die unzähligen Eingriffe in eine durch und durch unbarmherzige und unserer Existenz gegenüber völlig gleichgültige Natur sind und waren Grundlage jeder Form von Zivilisation.
Knapp zwei Generationen in sorglosem Wohlstand haben genügt, um aus dem Bezwinger einen Schänder zu machen. Heute singt ein Popstar Zeilen wie „die Erde ist freundlich, warum wir eigentlich nicht?“. Man ist geneigt zu fragen, warum diese freundliche Erde ohne unser Zutun weder gewillt wäre uns zu ernähren, noch uns vor ihren atmosphärischen Launen zu schützen. Warum sie uns in ihrer ganzen Freundlichkeit Viren und Bakterien, Tsunamis, Wirbelstürmen, Trockenheit, Überschwemmungen und Vulkanausbrüchen aussetzt? Warum sie Fressen und Gefressenwerden zum Grundprinzip und zur Lebensgrundlage aller Existenz auf ihrer Oberfläche gemacht hat?
Dass derartige intellektuelle Ergüsse nicht nur unkritisiert bleiben, sondern als Ausdruck eines tiefen Problembewusstseins und moralischer Integrität Bewunderung finden, betrachte ich als eine Form der Dekadenz in ihrem ursprünglichsten Wortsinn. Wenn eine Gesellschaft die Negation der eigenen Leistungen und Möglichkeiten zum moralischen Prinzip erklärt, ist dies im wahrsten Sinne ein Akt des Herabfallens, der Dekadenz, des Untergangs. Vorläufiger Gipfel dieser Entwicklung ist die Negation der eigenen biologischen Existenz in Form des Gender Mainstreaming.“
„Wo der unzertrennbare Dualismus zwischen Chancen und Risiken ausschließlich ängstlich und visionslos zu Lasten der Chancen aufgelöst wird, herrscht nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt.“
Quelle: Jürgen Fuchsberger Gesellschaft: Moral als Symptom des Niedergangs
Was ist Gender Mainstreaming?
2. Gedanken eines Benediktinermönches
“Der moralisch aufgeladene Staat ist mithin das unverzichtbare Gegenstück zur individualistischen, antiautoritären Freiheitsidee der Achtundsechziger und obendrein der Garant für unsere nationale Unschuld, die Verkörperung unserer Sehnsucht nach moralischer Unanfechtbarkeit.”
“Moralische Sieger sind gegen Erfahrung resistent, sie werden niemals klüger, sie sind damit zufrieden, immer neue Gründe für ihre Empörung zu finden.”
“Die kritische Wachsamkeit gegenüber Staat und Gesellschaft zum Beispiel ist ein großartiges Erbe der Achtundsechziger. Diese Wachsamkeit müßte uns mißtrauisch machen gegen einen Staat, der sich die moralische Vormundschaft über uns anmaßt und es für seine Pflicht hält, die Kräfte des Einzelnen zu bändigen und jeden in die Schranken zu weisen.”
“Es rächt sich immer, wenn Moral vor Wahrheitsliebe geht.”
Notker Wolf
Worauf warten wir?:
Ketzerische Gedanken zu Deutschland
Rowohlt Verlag GmbH
01.04.2006
3. Lebenslüge siegt gegen Wissenschaft
“Die chronische Lebenslüge des modernen Menschen, die abgrundtiefe Unmoral unserer Zeit, findet ihren Ausdruck in der Beliebigkeit und Willkür, mit der im persönlichen Leben ebenso wie im politischen und pseudowissenschaftlichem Disput Erkenntnis akzeptiert oder abgewiesen wird.”
Hans Mohr
Wissenschaftliches Verhalten und ethisches Bezugssystem;
in Studium generale, Universität Heidelberg
1981, Seite 64
aus:
Eilingsfeld, H.
Der sanfte Wahn
Ökologismus Total
Mannheim, Süddeutsche Verlagsanstalt
1989
4. Ich mache mir Sorgen….
Der Wissenschaftler Michael Braungart hat zur Naturromantik folgende Überlegungen:
“Ich mache mir Sorgen.
Im Gegensatz zu den Niederländern, die seit jeher mit der Bedrohung des Meeres konfrontiert sind, romantisieren die Deutschen die Natur.
Dabei wird übersehen, dass die krebserregendsten und giftigsten Stoffe immer noch in der Natur zu finden sind.
Es gibt keine Mutter Natur, wir sind von ihr übelst behandelt worden. Dagegen haben wir uns gewehrt und die Umwelt zerstört. Deswegen haben wir nun ein schlechtes Gewissen.
Aber wir müssen uns nicht dafür entschuldigen, hier zu sein.
Das Problem ist, dass in Deutschland das Umweltthema moralisch aufgeladen und Schuldmanagement betrieben wird, vor allem von den Grünen und Umweltorganisationen, deren Mitglieder sich als Gutmenschen stilisieren.
Die Deutschen wachen auf und denken sich: Ich bin zu hundert Prozent Schwein, und mein Ziel ist es, nur zu neunzig Prozent Schwein zu sein. Besser wäre, mich gäbe es nicht.”
5. Nietzsche über die Gutmenschen
Die Menschen sind leidende Geschöpfe geworden, infolge ihrer Moralen:
Was sie damit eingekauft haben, das ist alles in Allem, ein Gefühl, als ob sie im Grunde zu gut und zu bedeutend für die Erde wären und nur vorübergehend sich auf ihr aufhielten.
“Der leidende Hochmütige” ist einstweilen immer noch der höchste Typus des Menschen.
Friedrich Nietzsche
Morgenröte 1881 , 2. Aufl.
6. Moral? Aber wessen Moral?
Die Moral ist immer an bestimmte Interessensgruppen gebunden.
Ziel ist die Nötigung zu einer bestimmten Verhaltensweise, die wieder vorteilhaft für diese Gruppe sein muss.
Die Anzahl der Moralen ist wohl genauso groß, wie die Anzahl der Interessen.
Mitunter werden Moralen vertreten, die sich gegenseitig widersprechen.
Vergleiche Nietzsches Ausführungen zur Herren- und Sklavenmoral.
7. Machiavelli über die Herrenmoral:
(Zusammengetragen von einem Leser des Newsletters)
„Treue ist eine Tugend für eine Welt voll guter Menschen. Da sie aber schlecht sind, brauchst du sie ihnen auch nicht zu halten.“
„Viele haben sich Republiken und Fürstentümer ausgedacht, die niemals gesehen worden, noch als wirklich bekannt gewesen sind. Denn die Art, wie man lebt, ist so verschieden von der Art, wie man leben sollte, daß, wer sich nach dieser richtet statt nach jener, sich eher ins Verderben stürzt, als für seine Erhaltung sorgt; denn ein Mensch, der in allen Dingen nur das Gute tun will, muß unter so vielen, die das Schlechte tun, notwendig zugrunde gehen. Daher muß ein Fürst, der sich behaupten will, imstande sein, schlecht zu handeln, wenn die Notwendigkeit es erfordert.“
„Ein kluger Fürst kann und darf sein Wort nicht halten, wenn er dadurch sich selbst schaden würde.“
„Tugenden sind schädlich, wenn man sie besitzt und stets ausübt, und nützlich, wenn man sie zur Schau trägt.“
„Jeder sieht, was du zu sein scheinst, wenige wissen, was du wirklich bist; und jene Wenigen wagen es nicht, gegen den Strom der allgemeinen Meinung anzuschwimmen.“
„Der größte Feind der neuen Ordnung ist, wer aus der Alten Vorteile zog.“
„Ein Fürst braucht nur zu siegen und seine Herrschaft zu behaupten, so werden die Mittel dazu stets für ehrenvoll gelten und von jedem gepriesen werden.“
„Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.“
„Die Menschen scheuen sich weniger, einen anzugreifen, der sich beliebt gemacht hat, als einen, den sie fürchten.“
„Man sieht oft, dass Bescheidenheit gar nichts nützt. Ja, dass sie nur schadet.“
„Klug ist es, sich zu drehen und zu wenden nach dem Winde.“
http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/geschichte/machiavelli/audio/
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