Eine Million entenfütternde Omas gegen Biogasanlagen und die industrielle Landwirtschaft!

Glosse aus dem März 2012

Wer gewinnt?

Dumme Frage!

Die Oma jedenfalls nicht!

Soll dieser Erpel – auch wenn es ein Männchen ist – wirklich verhungern?

Wenn das Gutgemeinte in der Verwaltung zum Terror mutiert…

„Ein ehrsamer Bürger, tierlieb und Freund der bedrohten Natur, nimmt sich der Fütterung von Enten an, die an dem kleinen Flüsschen, das sich traut durch unser Tal windet, ihre Freizeit verbringen und gerne mal ein Bröcklein trocken Brot von der Laufkundschaft entgegennehmen.

Gemach, lieber Tierfreund! Du hast Entscheidendes nicht bedacht.

Zur Labung tierischen Federviehs bist du nicht berechtigt.

Das „Wasserhaushaltsgesetz“ verbietet nämlich grundsätzlich das „Einbringen fester Stoffe“ in das Flüsslein, um „gesundheitlichen Gefahren“ vorzubeugen.

Dies schien dich, lieber Tierfreund, nicht von deinen Liebesbezeugungen an das einfältige Federvieh abhalten zu können. Der Mann war, so der besorgte Leserbrief, „mit großen Mengen Futter“ zu Gange, in der irrigen Meinung, hier Gutes für Gottes quakende Geschöpfe zu tun. Völlig vergessen schien er zu haben, dass die Tiere dadurch „von ihrem natürlichen Lebensraum entwöhnt“ würden, indem sie, Kreuzfahrt-Touristen gleich, zu oft an Land gingen, um es sich dort gut gehen zu lassen.

Ach ja, dass der Tierfreund vielleicht ein einsamer Mensch ist, der den Umgang mit diesen Tieren braucht, um nicht in die Verzweiflungsfalle alternder Menschen zu geraten, braucht unsere Gesetzeslust und Prinzipientreue nicht zu stören. Gesetz ist Gesetz.“

Quelle: Deutschland – Land der Verbote, von Josef Hueber

Also rein menschlich gedacht:

Wir sollten zuallererst die Natur kennen, die wir verwalten möchten!

Das Drama wäre nicht passiert, wenn ein gewisses klitzekleines ökologisches Grundwissen bei der deutschen Verwaltung der Gewässer nicht die Ausnahme wäre.

Andererseits: Passiert wäre es schon, aber man hätte einfach weggeschaut und man muss nicht alles beweisbar wissen müssen.

Gleiche Latte angelegt, dann wäre es auch in mancher Verwaltung verständlich, dass selbst die lässlichen Sünden Millionen entenfütternder Omas im Verhältnis zu der Nährstoffschwemme der industriellen landwirtschaftlichen Produktion und aus den wohllöblichen Biogasanlagen völlig unbedeutend, aber menschlich und kulturell gesehen höchst wertvoll sind.

Als die Oma noch ein kleines Mädchen war, hat sie auch Enten gefüttert und keiner hat sich aufgeregt. (Insofern stimmt es schon, dass Deutschland immer schneller zu einer Verbotsrepublik mutiert.)

Dicke Enten schmecken nun mal besser.

Ich gestehe: Ich habe diesen Vogel gefüttert!

Und selbst wenn mal ein Fisch nach Luft schnappt.

Na und?

Dann bitte beweist erst einmal, dass ausschließlich die Enten fütternde Oma daran schuld war.

Zu dem:

  1. Wo bleibt die Ehrfucht vor dem Alter?
  2. Wer zählt die geschredderten Vögel in der Luft?
  3. Wer zählt die Millionen toten Fische, die wegen des Gewässerschutzes durch übermäßige Gewässerreinhaltung verhungern?

Auch sind viele Wassertiere auf partikulären BSB angewiesen, dessen Einleitung den Betreiber von Kläranlagen wiederum bei Strafe verboten  ist.

Und so könnten die Omas, wenn sie nun nicht gerade in Trinkwassertalsperren die Fische füttern, den vom Gewässer“schutz“ verursachten Artenrückgang wenigsten etwas entgegen setzen.

Der Argumentation in dem Beitrag „Wer Enten füttert, tötet Tiere“ beruht auf einem Trugschluss.

Wäre nämlich die Argumentation korrekt, dann würde es allein genügen die Enten nicht zu füttern, um die Tiere (Fische) nicht zu töten. Denn mit der Folge

„Die Folge ist ein übermäßiges Wachstum bestimmter Pflanzen- und Algenarten im Wasser und dies führt letztendlich zu einer schädlichen Nährstoffanreicherung im Gewässer. In diesen Gewässern nimmt der Sauerstoffgehalt – der für den Abbau der organischen Substanz benötigt wird – ab.“

ist auch zu rechnen, wenn Enten nicht gefüttert werden.

Ganz so simpel, wie in dem Beitrag dargestellt, reagiert die Natur nicht.  Mitunter „kippen“ die Gewässer gerade dann besonders häufig um, wenn die Grünalgen durch zu sauberes Wasser keinen Nitratstickstoff erhalten. Dann bilden sich Blaualgen und die brauchen kein Entenfutter. Es genügt für sie, wenn Phosphor nur in Spuren vorkommt. Die Folge ist die Gleiche – mit oder ohne Oma:

„Die Folge ist ein übermäßiges Wachstum bestimmter Pflanzen- und Algenarten im Wasser und dies führt letztendlich zu einer schädlichen Nährstoffanreicherung im Gewässer. In diesen Gewässern nimmt der Sauerstoffgehalt – der für den Abbau der organischen Substanz benötigt wird – ab.“

Insofern ist auch die Denitrifikation in den meisten Fällen keine Methode des Gewässerschutzes.

Aber das hat sich bei den „Gewässerschützern“, bei den Politikern und in den Verwaltungen noch nicht herumgesprochen.

Und zum Schluss:

Putzig ist auch diese Seite:  „Wasservögel“. (Ich lasse sie mal anonym.)

Im Text kann man lesen:

„Botulinus-Vergiftungen (Gift des Botulinus-Bakteriums, das im anaeroben Schlamm lebt) und das starke verschobene Geschlechterverhältnis erschweren die Existenz (der Enten) zusätzlich.“

und einer Bild-Unterschrift, dargestellt Oma mit Kind, kann man entnehmen:

„Das Füttern von Enten sollte kleinen Kindern vorbehalten sein.“

Warum, so fragt man sich?

Hat man zu viele Omas oder sind Kinder wiederstandsfähiger gegen Botulinus-Vergiftungen?

Ist es nicht auch Diskriminierung der Oma gegenüber dem Kind?

Soll das Kind gleich lernen, dass die Oma nicht das darf, was ein Kind darf?

Befürchtet man, dass Oma und/oder Kind den Botulinus-Schlamm essen oder könnte das Kind eine tote Botulinus-Ente streicheln oder gar in sie hineinbeißen?

Kinder machen so etwas!

Bei den Blaualgen – sie kommen im Sommer wieder in Mode – glauben die Medien ja auch, dass Kinder und sogar Erwachsene den Blaulagenschlamm in sich hinein löffeln und sich in ihm wälzen, wie Schweine in der Suhle.

Gäbe es keine Botulinus-Vergiftungen, wenn Oma bzw. das omageleitete Kind die Enten nicht füttern würde?

Natürlich nicht.

Es motzt jeden schwach recherchierten Artikel etwas auf, wenn man an eine Stelle – egal ob sie nun  passt oder nicht – das Wörtchen „Gift“ hineinstreuselt.

Und die Verwendung eines Fremdwortes, wie z. B. „Botulinus“, lässt erst recht auf Kompetenz schließen.

Um einem Mann Angst einzujagen hätte es einer nicht so umfangreichen Erklärung in „Wer Enten füttert, tötet Tiere“ bedurft. Es hätte genügt:

  • Ente nicht füttern
  • Botulinus
  • Fisch tot
  • Oma und Kind vergiftet

Also immer schön unverständlich bleiben und Angst verbreiten, damit niemand auf den Gedanken kommt sich etwa seines Lebens zu freuen.

Angst und Dummheit beim Kunden sind die halbe Miete beim Geschäft, bei dem die Medien zumeist kräftig mit verdienen.

Und es kommt nicht darauf an, ob eine Botschaft wahr ist.  Dafür interessieren sich sowieso nur wenige Menschen am Rande der Gesellschaft.

Es genügt für den Zweck die Botschaft zu verbreiten und diese oft genug zu wiederholen.

***

(Sachlicher Link zu Botulinus: „Verursacher des Botulismus ist das Bakterium Clostridium botulinum, das in Böden und Schlamm weltweit verbreitet ist.“ )


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