Es ist möglich, den Überflutungsnachweis vor der Überflutung zu führen, aber häufig auch – vor allem im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten – nach der Überflutung die Ursachen zu beweisen.
In dieser Sache zunächst ein kleiner Einblick in die Rohrhydraulik:
Potentielle und kinetische Energie bei der Rohrströmung
Die hydraulische Bewertung von Überflutungsursachen beruht auf einer energetischen Analyse Die Abbildung 1 dient dem grundlegenden Verständnis der Druck- und Energielinie in einem hydraulischen Längsschnitt. Es ist üblich und zweckmäßig, die Energieformen[2] bei hydraulischen Betrachtungen in [m Wassersäule; m WS][3] zu berechnen, weil diese Ergebnisse dann keiner weiteren Umrechnung bedürfen und weil die Wasserstände sofort ablesbar sind. Bei den Fließvorgängen in Rohrleitungen ist es so, dass die potentielle Energie, auch Lageenergie genannt, der Lage des Wasserspiegels entspricht, den dieser z. B. in Glasrohren einnehmen würde, wenn die Rohrleitung Löcher hätte und in diesen Glasröhren[4] stecken würden. Die Verbindung der Wasserspiegel in den Glasrohren wird auch Drucklinie genannt. Bis zu dieser Drucklinie hoch würde auch das Wasser aus einer senkrechten Undichtigkeit (z. B. Schacht auf dem Grundstück der Klägerin, siehe folgender Abschnitt) wie eine Fontäne spritzen abzüglich der durch die Strömung vor und in dem Schacht verursachten Reibungsverluste. Werden nun die Piezometerrohre etwas in die Rohrleitung hineingeführt und so abgewinkelt, dass ihre Öffnung von dem Wasser gerade angeströmt wird, so steigt der Wasserspiegel in diesen andersgearteten Piezometerrohren etwas höher und – sofern das Wasser fließt – auf jeden Fall über den Wasserspiegel der Drucklinie an der betreffenden Stelle. Diese zusätzliche Wasserspiegelerhöhung in den Piezometerrohren wird durch den Staudruck verursacht. Über der Drucklinie liegt also im Abstand des Staudruckes von die Energielinie. Die Höhe der Energielinie an einem bestimmten Leitungsabschnitt entspricht der an diesem Punkt noch vorhandenen Gesamtenergie[5]. Nimmt die Geschwindigkeit z. B. wegen einer Reduzierung oder einer Einengung zu, dann steigt der Staudruck und um dieses Maß senkt sich der Wasserspiegel [6] also die Drucklinie. Siehe auch: Bernoullische Energiegleichung (Auszug aus einem Gerichtsgutachten) In einer Kleinstadt in Sachsen gab es eine Überflutung durch einen Bach. Der Bach fließt durch eine Verrohrung, in der sich ein Damm mit bestimmten Abmessungen befand. Im Zuge von Baumaßnahmen war dieser Damm erforderlich. Er wurde aber nach den Bauarbeiten nicht vollständig entfernt und stellte so ein Abflusshindernis dar. Bei einem Starkregen kam es zur Überflutung eines Grundstückes. Die wahrscheinlichen Ursachen waren zu beweisen. Vorgeschaltet war eine Abflusskalkulation des Instituts für Wasserwirtschaft Halbach mit konsultativer Mitwirkung durch Herrn Dr. rer. nat. Robert Schwarze der TU Dresden. Hydrologische Niederschlags-Abfluss-Modelle (N-A-Modelle) beschreiben die kausalen Zusammenhänge zwischen Niederschlag und Abfluss mathematisch und dienen zur Ermittlung der Abflüsse aus Einzugsgebieten. Neben der Betrachtung von Fragestellungen zum Hochwasserschutz, wie der Bemessung von Hochwasserrückhaltebecken oder der Ermittlung von Bemessungshochwasserabflüssen, werden mit N-A-Modellen auch folgende Sachverhalte untersucht: Kalkulatorisch war dann im Ergebnis der Berechungen u.a. zu bestimmen, welche hydraulischen Konsequenzen der gegebene Damm bei einem Durchfluss von 5,5 m³/s in der Verrohrung hatte. Der Längsschnitt in der Abbildung 2 veranschaulicht die vom Damm verursachte Lage der Druck- und Energielinie bei einem Abfluss von 5,5 m³/s: Der Überflutungsnachweis konnte für das Landgericht Chemnitz überzeugend geführt werden. [1] Die Berücksichtigung des Aspektes der Erneuerbarkeit der Energie kann aus wissenschaftlichen Gründen leider nicht berücksichtigt werden. [2] hier potentielle und kinetische Energie [3] Trotzdem das Internationale Einheitensystem (SI) für die Energie das Joule (Nm) vorsieht. [4] auch Piezometerrohre genannt, daher Piezometerlinien [5] kinetische + potentielle Energie [6] in Abbildung 1 z. B. um 1,5 m. Im Falle aber, dass kein Wasser fließt – z. B. nicht dargestellter Schieber am rechten Rohrende (Die Abbildungen und die Erklärungen dürfen bei Angabe der Quelle – Institut für Wasserwirtschaft Halbach – beliebig genutzt werden.) Erste Fassung Mai 2013, ergänzt im März 2019 ÜberflutungsnachweisFallbeispiel
Zur Situation und Überflutungsnachweis
Ergebnis
geschlossen – würden gemäß des Gesetzes der kommunizierenden Röhren alle Wasserspiegel in den Piezometerrohren
auf der Linie des Energiehorizontes liegen, d. h. Drucklinie = Energiehorizont.
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