Die Beurteilung der Welt nach Wille und Vorstellung ist nicht neu und der Ökologismus auch als politische Ökologie bezeichnet, ist die Fortsetzung uralter Traditionen, Denk- und Handlungsweisen angewendet auf die Natur. Mittels politischer Ökologie wird die Realität in der Natur durch Willen und Vorstellung ersetzt, bewertet und beurteilt.
Aufschlussreich ist an dieser Stelle ein kleiner Ausflug in die (angewandte) Philosophie.
Es reizt der Gedanke die politische Ökologie als perfektes, plausibles und höchst anschauliches Paradebeispiel einer Weltbetrachtung und Weltgestaltung als Wille und Vorstellung zu erkennen bzw. zu verstehen. Nicht nur Artur Schopenhauer bemerkte, dass die Menschen – von Ausnahmen abgesehen – nicht in der Realität leben und denken. Es hat den Anschein, dass genau aus diesem Grund der Titel seines dicken Buches den Namen „Die Welt als Wille und Vorstellung“ trägt (SCHOPENHAUER [1]). Ob es tatsächlich der Fall ist, überlasse ich Philosophen. Wer möchte, kann sich in diesen Link vertiefen: Schopenhauers Lebenswerk ist sehr umfänglich und komplex.
Mit einer identischen Weltanschauung zur vorgestellten Welt – der Negation der Realität nämlich – hat der Autor Edgar L. Gärtner mit seinem lesenswerten Buch „Öko-Nihilismus: Eine Kritik der Politischen Ökologie“ (Herausgeber: TvR Medienverlag Jena; 1., Edition (1. April 2007) in interessanter Weise weitere Fallbeispiele bewertet und dargelegt. Zwischen Realität und Vorstellung liegen tatsächlich Welten, dies um so mehr als die Realität regelmäßig nihiliert wird! (Nihilismus hier als Verneinung dessen was ist.) Philosophisch macht es wohl keinen Unterschied, ob man sich die Welt vorstellt oder die ihre Realität leugnet, denn die Konsequenz der Leugnung der Welt als Realität (Nihilismus) ist eine Vorstellung von der Welt.
Doch zurück zu Schopenhauer:
Aus seinem Werk sei nun ein kleiner aufschlussreicher und immer noch aktueller Abschnitt über das Subjekt in der Welt als Wille und Vorstellung, über die Irrtümer des „urteilenden“ Menschen nämlich, ungeschönt vorgetragen:
„Die gewöhnlichen Köpfe zeigen selbst in den kleinsten Angelegenheiten Mangel an Zutrauen zu ihrem eigenen Urtheil; eben weil sie aus Erfahrung wissen, daß es keines verdient. Seine Stelle nimmt bei ihnen Vorurtheil und Nachurtheil ein; wodurch sie einem Zustand fortdauernder Unmündigkeit erhalten werden, aus welcher unter vielen Hunderten kaum Einer losgesprochen wird. Eingeständlich ist sie freilich nicht; da sie sogar vor sich selber zum Schein urtheilen, dabei jedoch stets nach der Meinung Anderer schielen, welche ihr heimlicher Richtpunkt bleibt. Während jeder sich schämen würde, in einem geborgten Rock, Hut oder Mantel umherzugehen, haben sie Alle keine anderen, als geborgte Meinungen, die sie begierig aufraffen, wo sie ihrer habhaft werden, und dann, sie für eigen ausgebend, damit herumstolziren. Andere borgen sie wieder von ihnen und machen es damit eben so. Dies erklärt die schnelle und weite Verbreitung der Irrthümer, wie auch den Ruhm des Schlechten: denn die Meinungsverleiher von Profession, also Jurnalisten u. dgl., geben in der Regel nur falsche Waare aus, wie die Ausleiher der Maskenanzüge nur falsche Juwelen.“ SCHOPENHAUER [1, S. 631]
Wer Freude am unbetreuten und Weiterdenken hat, der mag den Bogen zur Gewinnung für seine Erkenntnis – sofern er diese ohnehin nicht schon erarbeiten konnte – über Kants Leitspruch der Aufklärung, Nietzsches „Vom Wege des Schaffenden“ bis zum Höhlengleichnis von Platon spannen. Er wird schließlich feststellen:
Es gibt seit ≈ 2.400 Jahren nichts Neues über die Einfalt des Menschen zu berichten.
Wird es gelingen, die „geistig Angeketten“ gegen ihren Willen aus ihrer Platonschen Schattenwelt und aus der Höhle zu befreien?
Ich sehe keinen Grund, warum dies nach 2.400 Jahren vergeblichen Bemühens heute plötzlich und regulär geschehen könnte oder sollte.
Literatur- und Quellenverzeichnis
Hinterlasse einen Kommentar